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Geschichte der syndikalistischen 
Arbeiterbewegung in Deutschland - Ein virtuelles Museum - Teil 1 
  
  
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    Was bedeutet eigentlich Arbeiterbewegung? 
    
     
    Wer anfängt, sich für die Geschichte der 
    Arbeiterbewegung in Deutschland und international zu interessieren, lernt 
    als erstes, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter vornehmlich in Parteien 
    organisiert waren, in sog. „Arbeiterparteien“. In Deutschland waren dies die 
    SPD und die KPD. Schon bald fallen bei näherem Hinsehen noch weitere 
    Parteien ins Auge, z.B. die „Unabhängige Sozialdemokratische Partei 
    Deutschlands“ (USPD), die „Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands“ (KAPD) 
    oder später die „Sozialistische Arbeiterpartei“ (SAP). Und wie 
    selbstverständlich werden bei der Definition des Begriffes 
    „Arbeiterbewegung“ die Parteien in den Vordergrund gestellt. Das gleiche 
    gilt für die Zentralgewerkschaften des „Allgemeinen Deutschen 
    Gewerkschaftsbundes“ (ADGB).  
    
     
    Bei näherer Betrachtung fällt jedoch auf, dass diese Institutionen weniger 
    mit Bewegung im eigentlichen Sinne zu tun hatten, als mit Regulierung und 
    Disziplinierung der Arbeiterbewegung, ganz im Interesse der privaten oder 
    staatlichen Kapitaleigner. Wenn wir also von der „Arbeiterbewegung“ als 
    Bewegung sprechen, so können wir damit nur die proletarischen 
    Basisinitiativen meinen, welche unter Einsatz von Gesundheit und Leben 
    versuchten, den Klassenkampf voranzutreiben. Das können im einzelnen auch 
    SPD oder KPD-Mitglieder gewesen sein. Auffallend hierbei ist, dass sie mit 
    konsequentem Handeln schon bald den Widerspruch ihrer Führungsgremien in 
    Parteien und Zentralgewerkschaften herausforderten. Wir wollen hier 
    „Bewegung“ als etwas organisch gewachsenes verstehen, d.h. nicht als Reflex 
    einer Order vom Partei- oder Gewerkschaftsvorstand, sondern als Aktivität 
    von frei organisierten Lohnabhängigen im Bewusstsein völliger 
    Eigenverantwortung unter Umgehung zentralistischer Organisationen. Viel 
    Kraft und Energie lässt sich absorbieren von der Beschäftigung mit 
    Parteistreitigkeiten, großen Persönlichkeiten („Ja, wenn der Bebel 1914 noch 
    gelebt hätte...“) und diversen Auslegungen marxistischer Literatur von 
    Bernstein bis Lenin. Und das alles, um festzustellen, dass die 
    Arbeiterbewegungen, wie sie hier definiert werden, in den einzelnen Ländern 
    erstarrten. Wer nun diesen Erkenntnisprozess wesentlich und legitim abkürzen 
    möchte, schaut am besten dorthin, wo es tatsächlich auch organisierte 
    Bewegung von Arbeitern gegeben hat, jenseits marxistischer Doktrinen und 
    parteipolitischer Verblendung. Und tatsächlich gibt es da etwas zu 
    entdecken. Die Arbeiterbewegung mit eigenständiger Organisationsform sind in 
    Deutschland zur Zeit zwischen den beiden Weltkriegen vor allem bei den 
    Unionisten/Rätekommunisten und bei den Syndikalisten/Anarcho-Syndikalisten 
    zu finden. Hier soll es im folgenden um die Syndikalisten und 
    Anarcho-Syndikalisten gehen, welche in Deutschland nicht nur eine 
    bemerkenswerte Ideenbewegung darstellte, sondern Anfang der zwanziger Jahre 
    auch als eine proletarische Massenbewegung gekennzeichnet werden kann, 
    welche unter Zeitgenossen einen sehr hohen Bekanntheitsgrad erlangte, heute 
    jedoch in Vergessenheit geraten ist.  | 
    
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    Dieser Text ist eine Zusammenstellung folgender Beiträge 
  
    
    Gerhard Aigte: Die Entwicklung der 
    revolutionären syndikalistischen Arbeiterbewegung Deutschlands in der 
    Kriegs- und Nachkriegszeit (1918-1929), Bremen 2005 
  
    
    Helge Döhring: Zur Geschichte des 
    Anarcho-Syndikalismus in Württemberg 1933 bis 1960, unveröffentlicht 
  
    
    Helge Döhring: Syndikalismus nach 1945, 
    Teil 1, in: FAU-Bremen (Hg.): Syndikalismus – Geschichte und Perspektiven, 
    Bremen 2005 
  
    
    Helge Döhring/Martin Veith: Syndikalismus 
    nach 1945 - Teil 2, in: FAU-Bremen (Hg.): Syndikalismus – Geschichte und 
    Perspektiven, Bremen 2005 
  
    
    Helge Döhring: Syndikalismus und 
    Anarcho-Syndikalismus in Deutschland – Eine Einführung, in Jürgen Mümken: 
    Anarchosyndikalismus an der Fulda. Die FAUD in Kassel und im Widerstand 
    gegen Nationalsozialismus und Faschismus, Frankfurt/M. 2004 
  
    
    FAU-Bremen: Kurze Einführung in die 
    Geschichte des Anarcho-Syndikalismus und der FAU-IAA, Bremen 1998 
  
    
    Martin Veith: Anarchismus in Deutschland 
    1945-1960. Buchbesprechung: Hans Jürgen Degen: „Anarchismus in Deutschland 
    1945 – 1960. Die Föderation Freiheitlicher Sozialisten“, in: Direkte Aktion, 
    Nr.153 September/Oktober 2002 
     
    Diese Originaltexte wurden zum Teil umgeändert, damit sie sich besser 
    aneinanderfügen. Die Zitate zur Geschichte nach 1945 stammen aus dem sehr 
    lesenswerten Buch von Hans Jürgen Degen: Anarchismus in Deutschland 
    (1945-1960). Die Föderation Freiheitlicher Sozialisten, Ulm 2002  | 
   
 
  
  
  
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    Die Entwicklung der lokalistischen Opposition innerhalb 
    des zentralistischen Gewerkschaftsverbandes.  
      
    
    Obgleich die syndikalistischen Tendenzen in der deutschen 
    Arbeiterbewegung erst nach dem Weltkriege größere Bedeutung erlangt haben 
    und erst nach der Revolution der Ausdruck „Syndikalisten“ zur offiziellen 
    Bezeichnung der Anhänger einer solchen Bewegung erhoben wurde, bestand doch 
    schon vor und während des Krieges eine Richtung, die dem französischen 
    revolutionären Syndikalismus ungefähr entsprach. Diese bildete in ihrer 
    ersten Entwicklungsstufe eine Oppositionsgruppe innerhalb der 
    zentralistischen Gewerkschaftsverbände. Deshalb erweist es sich als 
    zweckmäßig, zunächst die Geschichte der deutschen Gewerkschaftsbewegung 
    insbesondere die der sozialdemokratischen Gewerkschaften zu verfolgen. 
    
     
    Die Anfänge der deutschen Gewerkschaftsbewegung fallen in die sechziger 
    Jahre des vorigen Jahrhunderts. Mit der Aufhebung des Koalitionsverbotes für 
    Preußen im Jahre 1867 und für ganz Deutschland im Jahre 1869 herrschte die 
    lang ersehnte, wenn auch beschränkte Vereinigungsfreiheit, die der 
    Entwicklung der deutschen Arbeiterbewegung den Weg frei machte. Im Jahre 
    1868 gründete Schweitzer als erster einen Gewerkschaftsverband, der in engen 
    Zusammenhang mit dem Lassalleanischen Allgemeinen Arbeiter- Verein trat. 
    Auch Hirsch- Duncker errichteten in diesem Jahre die nach ihnen benannten 
    wirtschaftsfriedlichen Gewerkschaften. Etwas später entstanden noch 
    besondere gewerkschaftliche Gruppen, wie die christlich- nationalen und 
    andere konfessionelle Arbeitervereine. In diese Zeit fallen auch die 
    Gründungen von Gewerkschaften durch die Eisenacher Sozialdemokratie, deren 
    Aufbau zentralistisch gestaltet wurde. – Schon bei der Errichtung dieser 
    Verbände bestanden einzelne Gruppen, die das zentralistische 
    Organisationsprinzip ablehnten und einen föderativen, auf sozialistischer 
    Grundlage aufgebauten Organismus befürworteten: Die Lokalisten, die jedoch 
    zu jener Zeit noch von geringer Bedeutung waren. 
      
    
    Die Entwicklung dieser freien Gewerkschaften und ihr 
    weiterer Ausbau im Sinne des Zentralismus wurde durch das Sozialistengesetz 
    von 1878 gehemmt, das fast alle Gewerkschaften auflöste, jedoch die örtliche 
    Vereinsbildung nicht verbot. In dieser Zwangslage bekehrten sich die 
    Anhänger der aufgelösten freien Gewerkschaften vorübergehend zum Lokalismus 
    und Föderalismus. So gründeten sie im Jahre 1881 an vielen Orten 
    Deutschlands Lokalorganisationen, die aus ihrer Mitte Vertrauensmänner 
    wählten. Diese traten als Einzelpersonen miteinander in Verbindung und 
    stellten auf diesem Wege eine zwar lose, aber durchaus wirksame Föderation 
    her. Von den Vertrauensmännern wurden wiederum Agitationskommissionen 
    gewählt, deren Aufgabe es war, Zeitungen herauszugeben. Doch wurden diese 
    bald verboten und ihre Herausgeber aus Deutschland ausgewiesen. Aus diesem 
    Grunde erschienen die Zeitungen von nun an wöchentlich unter wechselndem 
    Namen. 
      
    
    Mit dem Fall des Sozialistengesetzes im Jahre 1890 
    erstarkten die zentralistischen Tendenzen wieder. Es wurde eine General- 
    Kommission der Gewerkschaften gebildet, die die örtlichen Fachverbände durch 
    Zusammenschluß und Durchgliederung zu zentralen Berufsverbänden umbildete, 
    die sich später zu Industrie- Verbänden ausgestalteten. Dieser 
    Umwandlungsprozeß ging natürlich nicht ohne den Widerspruch der Lokalisten 
    vor sich, die vor allem in dem Baugewerbe Berlins ihre Hauptstütze fanden. 
    Die beiden Richtungen traten sich auf dem ersten gewerkschaftlichen Kongreß 
    zu Halberstadt im Jahre 1892 gegenüber. Er endete, wie vorauszusehen war, 
    mit dem Siege der Zentralisten, die die vollständige Vernichtung der 
    Lokalorganisation beschlossen. Die Lokalisten, ihrer Ohnmacht innerhalb des 
    zentralistischen Gewerkschaftsverbandes bewusst, ergriffen die einzige 
    Möglichkeit, die sich ihnen bot, um ihren Anschauungen das Leben zu 
    erhalten: sie verließen demonstrativ die Versammlung und beschlossen, einen 
    eigenen Kongreß einzuberufen.  | 
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    Erlass des "Sozialistengesetzes" durch den 
    Kaiser, 1878 
      
      
    
      
    
    Kapitalismus unverkürzt :-) 
      
      
    
      
      
    
    Geburtstunde des 1.Mai 
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    1. Kongress der späteren "Freien Vereinigung 
    deutscher Gewerkschaften" 
    
      
    
    Vereinigung der Brauereiarbeiter in Berlin,  
    in "Die Einigkeit"  | 
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    Die „Vertrauensmänner- Zentralisation“ als die 
    Vorläuferin des deutschen Syndikalismus. 
      
    
    Der „Kongreß der Lokalorganisierten oder auf Grund des 
    Vertrauensmännersystems zentralisierten Gewerkschaften Deutschlands“ wurde 
    in Halle am 17. Mai 1897 abgehalten. 38 Delegierte von 14 Berufen besuchten 
    ihn und schlossen sich zu der Vertrauensmänner- Zentralisation zusammen, 
    deren Anhängerschaft eine Statistik der Generalkommission mit 6.803 
    Mitgliedern angibt. Im Vergleich mit der Stärke des Zentralverbandes, der 
    für das gleiche Jahr 412.359 Mitglieder umfasste, erscheint diese 
    verschwindend gering. Doch liegt die Bedeutung der lokalistischen Bewegung 
    auch nicht in ihrer zahlenmäßigen Stärke, sondern in ihrer revolutionären 
    Tendenz. 
      
    
    Die auf dem Kongreß versammelten Vertreter befassten sich 
    zunächst mit der Aufgabe, die gegründete Vereinigung zu organisieren. Zu 
    diesem Zweck wählten sie eine leitende Geschäftskommission, die die Aufgabe 
    hatte, „das Band der Organisation zu festigen und in Wort und Schrift 
    Propaganda zu machen für die Ideen des Sozialismus, um neue Anhänger zu 
    werben“. Die Geschäftskommission, die die Verbindung der angeschlossenen 
    Gewerkschaften übernahm, stellte keine Zentralleitung im Sinne der 
    Zentralverbände dar, sondern erfüllte mehr die Aufgaben einer 
    Agitationskommission. Jeder einzelne Ortsverein sollte innerhalb des 
    föderalistischen Zusammenschlusses selbständig bleiben. 
    
     
    Einen weiteren Punkt der Tagesordnung bildete ein Referat, in welchem die 
    Stellung der Vertrauensmänner- Zentralisation innerhalb der sozialistischen 
    Arbeiterbewegung herausgearbeitet werden sollte. Dieses weist schon eine 
    teilweise Übereinstimmung mit den Grundsätzen des französischen 
    Syndikalismus auf. Die Vertrauensmänner- Zentralisation erklärte, dass sie 
    das Prinzip der Klassenzweiteilung anerkenne und nur die Interessen der 
    Arbeiterklasse vertreten wolle. Sie erkannte die Notwendigkeit des 
    Klassenkampfes an und wünschte nicht den Frieden, sondern den dauernden 
    Kampf gegen das Unternehmertum bis zu dessen völliger Vernichtung. Sie 
    empfahl die direkte Aktion, sie verfocht die Idee des Massen- und 
    Generalstreiks als Kampfmittel zum Sturze des Kapitalismus. 
      
    
    Im Widerspruch mit dem Gedanken der direkten Aktion 
    standen die Ausführungen Kesslers auf dem Kongreß, der betonte, dass der 
    gewerkschaftliche Kampf nur im engsten Anschluß an die Sozialdemokratische 
    Partei geführt werden könne. Die Gewerkschaften müssten bei der 
    Sozialdemokratischen Partei belassen und in deren Dienst gestellt werden. 
    Die lokalistische Organisationsform schien auch dazu am besten geeignet, 
    während dagegen der zentralistische Zusammenschluß die Gefahr der 
    Selbständigwerdung gegenüber der Partei in sich schloß. Die 
    Sozialdemokratische Partei wollte zunächst von der zentralistischen 
    Gewerkschaftsbewegung nichts wissen. Als diese aber immer mehr wuchs, sodaß 
    schließlich eine Personal- Union von Partei und Zentralverbänden in Führung 
    und Gefolgschaft entstand, sahen sich die Lokalisten von der 
    Sozialdemokratischen Partei abgeschnitten. Von dieser Zeit ab gerieten sie 
    immer stärker unter den geistigen Einfluß des französischen Syndikalismus. 
    Die Folge war, dass der Abstand dieser Bewegung von den Zentralverbänden 
    sich vergrößerte und damit auch der von der Sozialdemokratischen Partei.  | 
   
 
  
  
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    Die „Freie Vereinigung Deutscher Gewerkschaften“, die 
    Fortsetzung der Vertrauensmänner- Zentralisation. 
    
     
    Stellungnahme gegenüber den Parteien. Auf dem 5. Kongreß, der in Berlin vom 
    22. bis 25. September 1901 abgehalten wurde, erklärte man die Neutralität 
    des Verbandes gegenüber den politischen Parteien. Zugleich beschloß man die 
    bisherige Benennung des Zusammenschlusses abzuändern in die Bezeichnung 
    „Freie Vereinigung Deutscher Gewerkschaften.“ 
      
    
    Auf Seiten des Zentralverbandes teilte man anfangs fast 
    allgemein die Meinung, dass die lokalistische Richtung allmählich 
    verschwinden werde. Als sich diese Ansicht als falsch erwies, beabsichtigten 
    die Sozialdemokratie und die Zentralverbände, die Lokalisten durch 
    Einigungsverhandlungen, die im Jahre 1903 einsetzten, zu beseitigen. 
    Unglücklicherweise ließen sich die Lokalisten auch auf derartige 
    Verhandlungen ein, deren Abschluß ihrer Bewegung großen Schaden zufügen 
    sollte. Schon auf dem 6. Kongreß im folgenden Jahre konnte die Freie 
    Vereinigung feststellen, dass ein erheblicher Teil ihrer Mitglieder zu den 
    Zentralverbänden abgewandert war.  
      
    
    Die Einigungsverhandlungen, die zwischen dem 
    Parteivorstand und der General- Kommission einerseits und der 
    Geschäftskommission andererseits geführt wurden, zerschlugen sich, als die 
    Lokalisten in einer Sitzung vom 13. März 1904 darauf bestanden, die 
    organisatorische Selbständigkeit ihrer Bewegung innerhalb des 
    Zentralverbandes zu verlangen. Damit war der weiteren Entwicklung der 
    lokalistischen Bewegung, die durch diese Verhandlungen gehemmt war, wieder 
    freie Bahn geschaffen.  | 
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    Föderalismus oder Zentralismus 
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    Karikatur im Syndikalist 
      
      
      
    
      
      
    
    Erfahrungen und Argumente  
    
    gegen zentralistische Organisation 
      
      
      
    
    
      
      
    
    SPD Parteitagsprotokoll, Jena 1905. 
     
    Für weitere Informationen auf das Bild klicken.  | 
    
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    Das Problem des Generalstreiks.  
    
     
    Die Tätigkeit der Freien Vereinigung Deutscher Gewerkschaften wandte sich 
    jetzt wieder Problemen prinzipieller Natur zu, deren Bejahung oder Negierung 
    für die sich erweiternde Trennung zwischen der Freien Vereinigung und den 
    Zentralverbänden und der sozialdemokratischen Partei von Bedeutung war. Im 
    Vordergrund des Interesses stand die Frage des Generalstreiks mit Rücksicht 
    auf den für das Jahr 1904 nach Amsterdam einberufenen Internationalen 
    Sozialistischen Kongreß, auf welchem diese den Hauptpunkt der Tagesordnung 
    ausmachte. Die Freie Vereinigung berief zur Stellungnahme zu dieser Frage 
    eine öffentliche Massenversammlung am 4. August 1904 ein, die Dr. Friedeberg 
    mit einem Referat über „Parlamentarismus und Generalstreik“ einleitete. Das 
    Ergebnis war die folgende einstimmig beschlossene Resolution, die zum ersten 
    male den Antiparlamentarismus in das Programm der Freien Vereinigung 
    einfügte: „Die irrtümliche Auffassung vom Wesen des Staates, ganz besonders 
    aber die Überschätzung des Parlamentarismus haben allmählich das Proletariat 
    vom Boden des eigentlichen Klassenkampfes abgedrängt. Die Trennung der 
    proletarischen Bewegung in politische Partei- und Gewerkschaftsbewegung, die 
    daraus erwachsende Neutralität der Gewerkschaften, welche fast 
    ausschließlich in der Verbesserung des Arbeitsvertrages ihre alleinige 
    Aufgabe erblicken, hat dem Klassenkampf den Todesstoß gegeben. 
     
    Die wahre Macht des Proletariats beruht auf der möglichst großen Zahl völlig 
    freier, vom Geist des Klassenkampfes durchdrungener Persönlichkeiten, wie 
    sie niemals der auf einem Vertretersystem beruhende Parlamentarismus, wohl 
    aber eine vom Geist des Sozialismus getragene Gewerkschafts- Bewegung 
    herausbilden kann. 
     
    Massenaktion mit voller Verantwortlichkeit jedes Einzelnen – Streiks, 
    Maifeier, Boykott – das sind die Vorbedingungen der endgültigen Befreiung 
    des Proletariats. Diese Befreiung selbst, die Aufhebung der 
    Klassenherrschaft wird erfolgen durch den Generalstreik. Nicht durch eine 
    Revolution, nicht im Wege des Blutvergießens und der Gewalt, sondern durch 
    ein ethisches Kampfmittel, durch die Verweigerung der Persönlichkeit, die, 
    in weitem Umfange durchgeführt, das Proletariat aus der Produktion 
    ausschaltet und dadurch die ökonomische Herrschaft der Kapitalisten- Klasse 
    und ihr Instrument, den Staat, beseitigt. 
     
    Aus diesen Gründen erwartet die Freie Vereinigung Deutscher Gewerkschaften, 
    dass die nur indirekt nützende, unzweckmäßige ungeheure Opfer an geistigen 
    und materiellen Kräften erfordernde parlamentarische Bestätigung 
    zurückgedrängt und alle Kraft des deutschen Proletariats auf die geistige 
    und sittliche Hebung des Proletariats und auf den wirtschaftlichen Kampf 
    verwandt werden soll, dass der Aufbau der gewerkschaftlichen Organisation 
    und der Erziehung der gewerkschaftlichen Mitglieder über die Tagesfragen 
    hinaus zu idealgesinnten, bewussten Klassenkämpfern mit aller Macht 
    betrieben und so die Möglichkeit eines siegreichen Generalstreiks für das 
    deutsche Proletariat baldigst verwirklicht werde“. 
     
    Zwei Delegierte der Freien Vereinigung wurden beauftragt, auf dem 
    internationalen sozialistischen Kongreß zu Amsterdam die gefasste Resolution 
    zu begründen. Ihre Bemühungen blieben jedoch ohne Erfolg. Es wurde ein 
    Kompromissantrag angenommen, der den Generalstreik ablehnte, aber den 
    politischen Massenstreik propagierte. 
     
    Eine gleiche Stellung nahm der sozialdemokratische Parteitag vom September 
    1905 in Jena ein, auf welchem sich die Sozialdemokratie verpflichtete, 
    „gegebenenfalls“ den politischen Massenstreik zu erklären. Die 
    Zentralverbändler jedoch beachteten weder die Amsterdamer Beschlüsse noch 
    die Jenenser, sondern hielten an der Resolution ihres Kongresses vom Mai 
    1906 in Köln fest, der den Generalstreik als „Indiskutabel“ erklärt und 
    diesen Propaganda verboten hatte. Darüber hinaus zwang die General- 
    Kommission den sozialdemokratischen Parteivorstand in geheimen 
    Verhandlungen, ein Protokoll zu unterzeichnen, dessen erster Absatz lautete: 
    „Der Parteivorstand hat nicht die Absicht, den politischen Massenstreik zu 
    propagieren, sondern wird, soweit es ihm möglich ist, einen solchen zu 
    verhindern suchen“. Dieses Schriftstück gelangt in die Hände der 
    Geschäftskommission, die es in der „Einigkeit“, dem im Jahre 1897 
    geschaffenen Organ der Freien Vereinigung, veröffentlichte und dieses 
    Vorgehen als einen Verrat an der Arbeiterschaft brandmarkte. Diese 
    Kundgebung erregte auf der Gegenseite starken Unwillen. Die von der Partei 
    einsetzende Hetze gegen die Freie Vereinigung brachte es dahin, dass in 
    Mannheim im Jahre 1906 auf dem sozialdemokratischen Parteitag ein Beschluß 
    gefasst wurde, nach welchem die Mitglieder und Anhänger der Freien 
    Vereinigung Deutscher Gewerkschaften aus der Sozialdemokratie auszuscheiden 
    hätten und diese Richtung auf das schärfste zu bekämpfen sei. Durch dieses 
    Vorgehen der Partei wurde die reinliche Scheidung zwischen beiden vollzogen 
    und die Freie Vereinigung von jeglicher Fühlung mit der Partei gelöst. Seit 
    dieser Zeit sollte diese Bewegung bis auf den heutigen Tag mit keiner 
    politischen Partei irgendwelche Gemeinschaft haben.  | 
   
 
  
  
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    Die Wirkung des Ausschlusses aus der Sozialdemokratischen 
    Partei auf die Freie Vereinigung und deren weitere Entwicklung zum 
    Syndikalismus bis zum Kriege. 
    
     
     
    Auch die letzten Sympathien für die Zentralverbände, die in den Reihen der 
    Freien Vereinigung noch vorhanden waren und immer noch eine Einigung beider 
    Richtungen beabsichtigten, sollten bald verschwinden. Auf dem 8. Kongreß der 
    Freien Vereinigung Deutscher Gewerkschaften, der im Januar 1908 in Berlin 
    tagte, lag ein Antrag der 16. Konferenz der „Freien Vereinigung der Maurer 
    Deutschlands“ vor, der die Auflösung der Freien Vereinigung und ihr Aufgehen 
    in die Zentralverbände verlangte. Es kam darüber zu einem Bruch, der damit 
    endete, dass alle dem Antrag günstig Gesinnten aus der Freien Vereinigung 
    ausschieden. So verließen die lokalistische Bewegung die letzten Elemente, 
    deren Tätigkeit einer ruhigen Entwicklung der Freien Vereinigung im Wege 
    gestanden hatte, sodaß diese sich jetzt ungehindert zum ausgesprochenen 
    Syndikalismus hinentwickeln konnte. 
     
    Eine Folge der reinlichen Scheidung war das Abnehmen der Mitgliederzahl der 
    Freien Vereinigung um mehr als die Hälfte. Für das Jahr 1906 betrug diese 
    Zahl 13.145 Mitglieder, die 1907 auf 17.633 stieg, jedoch 1911 nur noch 
    7.833 umfaßte gegenüber 2.400.018 in den Zentralgewerkschaften. 
     
    Die Verminderung der Mitgliederzahl hatte aber den Vorteil, dass durch das 
    Ausscheiden der störenden Faktoren Ruhe in die lokalistische Bewegung kam, 
    die ihrer Fortentwicklung nur förderlich sein konnte. Das zeigte sich auf 
    den folgenden Kongressen, die in der Hauptsache der Stellungnahme zu 
    grundlegenden Problemen gewidmet waren, die zu einer Klärung und Festigung 
    der Ansichten beitrugen und die Basis für die nach dem Kriege errichtete 
    Prinzipienerklärung schufen. Auf dem 9. Kongreß im März 1910 demonstrierte 
    die Freien Vereinigung gegen die reformistische Sozialgesetzgebung mit der 
    Begründung, dass diese weder den Arbeitern wirkliche Vorteile zu bringen 
    vermöchte, noch ein wirksames Mittel sei, die besitzende Klasse zu 
    bekämpfen. In einer Resolution wurde erklärt, dass „nicht auf 
    politisch-parlamentarischem, sondern einzig auf ökonomischem Gebiet das 
    Proletariat dem Kapitalismus schon heute Wunden zu schlagen und Niederlagen 
    zu bereiten“. in der Lage sei. Der 10. Kongreß vom Juli 1912 beschäftigte 
    sich mit organisatorischen Fragen. Zunächst wurde bei der Behandlung des 
    grundsätzlichen Problems „Zentralismus oder Föderalismus“ der Zentralismus 
    verworfen, da er „immer Herrschaft auf der einen und Knechtschaft und 
    Gehorsam auf der anderen Seite bedingt“. Ihm setzte man den Föderalismus 
    entgegen, der die örtliche Selbständigkeit der Berufsvereine gewährleistete. 
    Jeder Organisation sollte vollkommenes Selbstbestimmungsrecht und ihre 
    eigenen, den örtlichen, wirtschaftlichen und beruflichen Interessen 
    entsprechenden Statuten besitzen, die aber mit denen der freien Vereinigung 
    nicht im Widerspruch stehen dürften. Um die örtlichen Berufsvereine einander 
    näher zu bringen, sollten sich diese zu örtlichen Kartellen 
    zusammenschließen. Desgleichen sollten verwandte Berufe in 
    Industrieföderationen zusammengefasst werden. Auch über die Gestaltung des 
    zukünftigen Gesellschaftsbildes tauchten Pläne auf. An Stelle der 
    kapitalistischen Gesellschaftsordnung sollte eine kommunistisch- 
    sozialistische Gesellschaft treten, innerhalb derer die Gewerkschaften zu 
    Trägern der zukünftigen Produktion berufen sein sollten. Daraus ergab sich 
    eine feindliche Stellung gegenüber dem Staate, die Ablehnung des 
    parlamentarischen Systems und die direkte Aktion, als deren Formen man den 
    Boykott, die Sabotage, den Solidaritätsstreik und endlich den Generalstreik 
    ansah. 
     
    Die Übereinstimmung der lokalistischen Bewegung mit der syndikalistischen 
    Bewegung von Amiens trat immer klarer hervor. Wenn auch ein tatsächlicher 
    organischer Zusammenhang mit der französischen syndikalistischen Bewegung 
    nicht vorhanden war, so kamen sie sich doch in ihren theoretischen 
    Anschauungen immer näher. Hätte die Freie Vereinigung Deutscher 
    Gewerkschaften schon vor dem Kriege ihr Wollen und ihr Ziel in einer 
    Programmerklärung niedergelegt, so hätte diese eine auffallende Ähnlichkeit 
    mit der „Charte d’ Amiens“ des französischen Syndikalismus aufweisen müssen. 
    Die Lokalisten waren sich dieser Identität der Anschauungen voll bewusst und 
    bezeichneten sich auch gelegentlich als Anhänger der syndikalistischen 
    Arbeiterbewegung.  | 
    
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    Kopf der syndikalistischen Arbeiterbewegung 
    
     in Deutschland von 1897 - 1930: Fritz 
    Kater. 
    
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    Anzeige aus dem Organ der "Freien Vereinigung 
    deutscher Gewerkschaften" (FVdG), "Die Einigkeit", zu einer Versammlung im 
    schwäbischen Göppingen. Für weitere Informationen das Bild klicken. 
      
      
      
      
      
      
    
    
      
      
    
    Kolloquium im französischen Nérac zu  
    "100 Jahre Charte d´Amiens", 2006.  | 
   
 
  
  
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    Organ des Syndikalistischen Industrieverbandes
     
    für Hamburg, Altona und Umgegend, Juni 1914. Für 
    
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    "Die Einigkeit" kurz vor ihrem Verbot 1914 
      
    
      
      
    
    Internes Periodikum als Ersatz  
    
    für die verbotene "Einigkeit" 
      
    
      
      
    
    Tote Syndikalisten während der Kämpfe um die 
    Münchner Räterepublik, Anzeige im "Syndikalist", 1919 
      
    
      
      
    
    Tote Syndikalisten während der Kämpfe  um 
    die Bremer Räterepublik, Anzeige im "Syndikalist", 1919 
      
    
    
      
      
    Befreites Gebiet während 
    der Ruhrkämpfe 1920.  
    
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     Die Entwicklungshemmung der 
    lokalistisch-syndikalistischen Bewegung während des Krieges. 
    Die Gesinnungsfestigkeit der Freien 
    Vereinigung Deutscher Gewerkschaften sollte bald einer schweren Prüfung 
    unterzogen werden. Das drohende Gespenst eines bewaffneten Zusammenstoßes 
    warf schon manche Jahre vor dem wirklichen Ausbruch des Krieges seien 
    Schatten voraus und gab der Freien Vereinigung Veranlassung, zu diesem 
    Problem in antimilitaristischen und pazifistischen Resolutionen Stellung zu 
    nehmen und eine ihrem Standpunkt entsprechende Propaganda zu betreiben. 
    Schon im Jahre 1911 äußerte Yvetot als Mitglied einer französischen 
    syndikalistischen Arbeiterdelegation am 24. Juli in Berlin in einer Rede: 
    „Wenn die Regierungen es versuchen sollten, eine Nation gegen die andere in 
    den Kampf zu treiben, so werden wir zeigen, dass die Völker schönere 
    Aufgaben zu erfüllen haben. Versucht es nur einmal, ihr Schafsköpfe, und ihr 
    werdet sehen, ob nicht die Völker einen anderen Gebrauch von den Waffen 
    machen werden, die ihr ihnen in die Hand gebt“. Die Ausführungen von Yvetot 
    fanden allgemeine Zustimmung. Der Redner wurde freilich aus Deutschland 
    ausgewiesen. 
     
    Die Freie Vereinigung ließ sich aber durch solche Gewaltmaßnahmen nicht von 
    dem eingeschlagenen Wege abbringen. Sie veröffentlichte in ihren Organen, 
    der „Einigkeit“ und dem „Pionier“, Kundgebungen für den Frieden. So schrieb 
    „Die Einigkeit“ unter dem Titel „Krieg“: „Wer will den Krieg? Nicht das 
    arbeitende Volk, sondern eine nichtsnutzige Militärkamarilla, die in allen 
    europäischen Staaten nach kriegerischem Ruhm geizt. 
     
    Wir Arbeiter wollen keinen Krieg! Wir verabscheuen ihn, er mordet die 
    Kultur, schändet die Menschheit und vermehrt die Zahl der durch den 
    bestehenden wirtschaftlichen Krieg Verkrüppelten ins Ungeheuerliche. Wir 
    Arbeiter wollen den Frieden, den ganzen Frieden! 
     
    Wir kennen keine Österreicher, Serben, Russen, Italiener, Franzosen usw. 
    Arbeitsbruder ist unser Name! Den Arbeitern aller Länder reichen wir die 
    Hände, um eine Untat zu verhindern, die einen Strom von Tränen aus den Augen 
    der Mütter und Kinder erzeugen müsste. 
     
    Barbaren und jeder Zivilisation feindliche Menschen mögen im Kriege eine 
    hehre und heilige Äußerung erblicken. – Menschen mit einem fühlenden Herzen, 
    Sozialisten, getragen von er Weltanschauung der Gerechtigkeit, Humanität und 
    Menschenliebe, verachten den Krieg! 
     
    Deshalb, Arbeiter und Genossen ! Erhebt überall eure Stimme zum Protest 
    gegen ein im Anzug befindliches Verbrechen an der Menschheit. Es kostet den 
    Armen Gut und Blut, den Reichen aber bringt es Gewinn und den Vertretern des 
    Militarismus Ruhm und Ehre. Nieder mit dem Krieg!“ 
     
    Durch ihr oppositionelles Verhalten zog sich die Freie Vereinigung die 
    Aufmerksamkeit der Regierung in immer stärkerem Maße zu, als der Ausbruch 
    des Krieges näherrückte. Am Tage der Kriegserklärung an Frankreich, am 
    1.August 1914, wurden an verschiedenen Orten Deutschlands, insbesondere im 
    Rheinlande, Anhänger der lokalistischen Bewegung aufgrund ihrer 
    antimilitaristischen Propaganda und wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer 
    staatsfeindlichen Bewegung in Schutzhaft genommen und bis zu zwei Jahren 
    festgehalten. Gleichzeitig wurden die Zeitungen der Freien Vereinigung für 
    die Dauer des Krieges verboten, zuerst „Der Pionier“ am 5. August und am 8. 
    August „Die Einigkeit“. Aber auch dieser Zwang und die drohende Gefahr der 
    Lahmlegung der ganzen lokalistischen Bewegung konnte die Freie Vereinigung 
    nicht veranlassen, ihren Grundsätzen untreu zu werden. An Stelle der 
    verbotenen Blätter gab die Geschäftskommission „Mitteilungsblätter“ und 
    „Rundschreiben“ heraus. Aber auch diese ereilte das Verbot des 
    Oberkommandierenden in den Marken, so dass die lokalistische Bewegung 
    jahrelang ohne jede verbindende Presse ein unterirdisches Leben zu fristen 
    gezwungen war. 
     
    Es gelang der Regierung trotz aller Unterdrückungsmaßnahmen nicht, den 
    Geist, der die Anhänger der Freien Vereinigung beherrschte, noch deren 
    verborgene Organisation vollständig zu vernichten. Es ist sogar anzunehmen, 
    dass ihr mutiges Bekenntnis zur Opposition die Zahl ihrer Anhänger im 
    Verlaufe des Krieges anwachsen ließ, obgleich sich eine solche Vermehrung 
    zahlenmäßig nicht beweisen lässt. Denn je mehr sich der Krieg in die Länge 
    zog, umso größer wurde die Unzufriedenheit der Arbeiter über die lange Dauer 
    des Krieges und ihre Abneigung gegen den Krieg. Und es ist ganz natürlich, 
    dass sich diese unzufriedenen Elemente derjenigen Bewegung hinzugesellten, 
    die grundsätzlich gegen den Krieg eingestellt war und die trotz der 
    Unterdrückung von Seiten des Staates ihren Standpunkt in heimlich 
    verbreiteten Fugblättern vertrat. 
     
    Hinzu kommt noch, dass die Politik der Generalkommission der Zentralverbände 
    während des Krieges, die ihre Zustimmung zu den Kriegskrediten, zum 
    Hilfsdienstgesetz und zu dem Verzicht auf das Streikrecht erteilt hatte, 
    also im Fahrwasser der Regierung steuerte, ihr die Arbeiterschaft teilweise 
    entfremdet hatte. Weiter war die Leitung von den Zentralverbänden vielfach 
    auf die Industrieverbände übergegangen, zum Teil hatten aber auch rein 
    örtliche Verbände und Betriebsorganisationen die Führung übernommen. Auch 
    diese oppositionellen Strömungen innerhalb der zentralistischen 
    Gewerkschaften tendierten zur lokalistisch- syndikalistischen Bewegung. 
     
    Rätezeit 
    Die Reorganisationsphase der FVDG nach 
    dem Ersten Weltkrieg fiel mit der Novemberrevolution zusammen. Doch daran, 
    wie auch an den ausgerufenen Räterepubliken in Bremen und München beteiligte 
    sich die Organisation als solche nicht oder nur vereinzelt regional.  
     
    Gegen die Eroberung der politischen Macht setzte die FVDG auf eine 
    umfassende soziale Revolution, die durch einen flächendeckenden 
    Generalstreik eingeleitet werden sollte, und nicht in erster Linie durch 
    bewaffnete Kämpfe. Dennoch beteiligten sich Syndikalisten an den Kämpfen und 
    ließen ihr Leben. Im Ruhrgebiet entstand 1919 eine breit gefächerte 
    revolutionäre Arbeiterbewegung aus Unionisten, Syndikalisten und 
    Parteikommunisten. Sie riefen den Generalstreik aus und produzierten in den 
    Gruben teilweise in Eigenregie – der 6-Stunden-Tag wurde eingeführt. Im Zuge 
    des Kapp-Putsches organisierte sich die sog. „Rote Ruhr Armee“, welche knapp 
    zur Hälfte aus Mitgliedern der FVDG/FAUD bestand.  
     
    Die Syndikalisten hatten ihre Zentren in Dortmund, Mülheim und Hamborn (hier 
    stellten sie die stärkste Kraft). Das Ruhrgebiet wurde vom staatlichen 
    Militär befreit, dennoch unterlag die Arbeiterschaft in den weiteren 
    Kämpfen.  | 
   
 
  
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