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Geschichte der syndikalistischen 
Arbeiterbewegung in Deutschland - Ein virtuelles Museum - Teil 5 
  
  
  
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    Syndikalismus nach 1945 
  
    
    Die Syndikalismusforscher Marcel Van der Linden und Wayne 
    Thorpe kommen in einem Beitrag für die Zeitschrift "1999 Zeitschrift für 
    Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts" nach einer Analyse der 
    internationalen syndikalistischen Nachkriegsbewegung in ihrer 
    Schlußfolgerung auf drei Entwicklungsmöglichkeiten der syndikalistischen 
    Bewegungen:  
     
    1. Marginalisierung des Syndikalismus durch (dogmatische) Prinzipientreue.
     
     
    2. Verwässerung der Prinzipien durch Kursänderung Richtung Reformismus und
     
     
    3. Auflösung der Organisation, bzw. Übertritt in andere Organisationen.  
     
    An diesen drei aufgezeigten Möglichkeiten entlang möchte ich aufzeigen, wie 
    sich der Anarcho-Syndikalismus in Deutschland nach 1945 weiterentwickelt 
    hat, ohne dabei die Entwicklung auf internationaler Ebene aus den Augen zu 
    verlieren.  
    
     
    Kurzer Rückblick 
  
    
    Mit Ausnahme Spaniens verhielten sich die 
    Mitgliederzahlen der syndikalistischen Organisationen in den zwanziger 
    Jahren nahezu in allen europäischen Ländern rückläufig, was auch Marcel van 
    der Linden und Wayne Thorpe im Rückblick weniger auf die erhöhte Repression 
    zurückführten, sondern ebenso, wie zeitgenössische FAUD-Theoretiker auf die 
    Etablierung des Wohlfahrtsstaates mit den Folgen der Integration und 
    Befriedung der Arbeiterklasse. Die deutschen Syndikalisten der FAUD 
    versuchten diesem Fatalismus entgegen den Spagat zwischen der ersten und der 
    zweiten Entscheidung. Sie versuchten ihre Strategie möglichst flexibel, 
    anpassungsfähig und gleichzeitig wenigstens auf ideeller Ebene 
    prinzipientreu auf die Verhältnisse in Deutschland abzustimmen. Die 
    föderalistische, von gegenseitiger Toleranz (in betrieblichen Fragen, wie 
    Tarifverträgen oder Betriebsräten) geprägte Organisationsform und 
    Vorgehensweise trug zu einer relativen Stabilisierung der FAUD ab Mitte der 
    zwanziger Jahre bei. Dennoch stellte der Gründungskongreß der 
    FAUD-Nachfolgeorganisation "Föderation freiheitlicher Sozialisten" (FFS) auf 
    ihrem Gründungskongreß im Jahre 1947 fest, daß die FAUD versagt habe, da sie 
    sich als in dieser Hinsicht nicht "beweglich genug" erwiesen habe. 
     
    
     
    Die Föderation Freiheitlicher Sozialisten (FFS) 
  
    
    1945 entstanden die ersten anarcho-syndikalistischen 
    Gruppen in Deutschland. Oftmals reine Diskussionszirkel versuchten sie mit 
    Gleichgesinnten in anderen Städten und Regionen in Kontakt zu treten. Ein 
    Großteil von ihnen wollte und konnte durch die gesellschaftliche Entwicklung 
    nicht mehr dort weitermachen, wo sie mit ihrer Arbeit 1933 durch die Nazis 
    gezwungen wurden aufzuhören. Sie regten Diskussionenüber die Neubestimmung 
    libertärer und anarcho-syndikalistischer Positionen an, in denen der 
    (europäische) Föderalismus und die freie Entfaltung der Persönlichkeit einen 
    hohen Stellenwert besaßen. Ausgehend von Gretel und Alfred Leinau in 
    Darmstadt kam es ab 1945 zu einer Reihe von Treffen, auf denen über die 
    Gründung einer freiheitlich-sozialistischen Organisation beraten wurde. 
    Diese wurde dann Pfingsten 1947 in Darmstadt als Föderation Freiheitlicher 
    Sozialisten (FFS) gegründet. Vertreten waren „ca.30 Delegierte aus fünfzehn 
    Orten in ganz Westdeutschland“ (S.60). Von Anfang an beteiligte sich der 
    Berliner Fritz Linow, ehemaliges Mitglied der Geschäftskommission der FAUD 
    am Aufbau und der inhaltlichen Ausrichtung der neuen Organisation. Linow, 
    der mit Rocker und Rüdiger in der Neudefinition eines freiheitlichen 
    Sozialismus konform ging, wurde zu einer dominanten Person in der FFS. Er 
    bestimmte durch seine Redaktionsarbeit in der FFS-Zeitschrift „Die freie 
    Gesellschaft“ das Erscheinungsbild, das von kulturellen und theoretischen 
    Beiträgen geprägt war und dem erklärten Anspruch der Zeitschrift, auch neue 
    Mitglieder zu gewinnen, nicht gerecht wurde. Die Zeitschrift wurde zur fast 
    ausschließlichen Arbeitsaufgabe für die Gesamt-Organisation und offenbar von 
    den FFS-Mitgliedern nicht geliebt, da sie ein fast rein akademisch – 
    intellektuelles Spektrum bediente, das mit der Lebensrealität der 
    allermeisten FFS-lerInnen nicht viel gemein hatte. 
     
    Der Wuppertaler Fritz Benner schrieb über diesen Zustand:“...man kann mit 
    ihr keine Bewegung aufbauen. Die Genossen werden es leid, alles nur für die 
    Zeitschrift zu opfern, keine Versammlungen, nichts. Eine Bewegung kann man 
    nur schaffen, wenn man sich an die materiellen Interessen wendet. Die 
    Genossen im Ruhrgebiet wollen...werben. Sie halten die Zeitschrift dafür 
    nicht geeignet.“ (S.323 ff.) 
     
    Da es, mit Ausnahme der Drucklegung, Werbung und des offensiven Verkaufs der 
    Informationsbroschüre „Der Leidensweg von Zensl Mühsam“, die vor den Nazis 
    in die Sowjetunion flüchtete und dort in ein Konzentrationslager gebracht 
    wurde, zu keiner gemeinsamen Kampagnenarbeit der FFS kam, war der 
    Stellenwert ihrer Zeitschrift für die Wahrnehmbarkeit der Organisation sehr 
    hoch. 
     
    Ein wichtiger Punkt bei den Beratungen an Pfingsten 1947 war die Zulassung 
    der FFS als legale Organisation. Diese „Lizenzierung“ wurde von den 
    alliierten Besatzungsmächten vorgenommen und der FFS – in allen 
    Besatzungszonen - beständig verweigert. 
     
    Die Mitgliederstärke der FFS soll nach Degen 1948 zwischen 350 und 400 
    Mitgliedern gelegen haben, wovon allein in Berlin mit 80 und in Köln mit 113 
    Mitgliedern lokale Hochburgen bestanden. Weitere größere Gruppen bestanden 
    in München, Hamburg, Ludwigshafen, Mannheim und Wuppertal. 
     
    Unterstützung erhielten die deutschen Genossinnen und Genossen aus der 
    internationalen anarcho-syndikalistischen Bewegung. U.a. auf Initiative des 
    ehem. FAUD-Aktivisten und Spanienkämpfers Helmut Rüdiger (Schweden) und 
    Rudolf Rocker (USA), organisierten vor allem die schwedische SAC und 
    jüdische ArbeiterInnen in den USA Hilfslieferungen für über 200 deutsche 
    GenossInnen. Hilfe kam ebenfalls von der „Arbeitsgemeinschaft Freiheitlicher 
    Sozialisten“ in Basel, der französischen FAF und einigen anderen 
    anarchistischen Hilfskomitees, sowie der Internationalen Arbeiter 
    Assoziation (IAA) – der anarcho-syndikalistischen Internationale. Diese 
    berichtete seit 1945 über die Situation in Deutschland und rief zur 
    Solidarität auf. Im Mai 1948 beschloss dann der 2.FFS-Kongress auf diese 
    Hilfslieferungen zu verzichten um sie stattdessen den„spanischen Genossen“ 
    zugute kommen zu lassen, die der Franco-Diktatur ausgesetzt waren. 
     
    Im weiteren führt Degen die internen Diskussionen zur inhaltliche Bestimmung 
    der FFS aus, die durchaus kontrovers verliefen, an deren Ende sich aber die 
    Mehrheit für die revisionistischen Positionen – die auch von Rocker 
    aufgegriffen wurden– aussprach. So lehnte die FFS den Parlamentarismus zwar 
    immer noch als undemokratisch ab, schuf ihren Mitgliedern aber die 
    Möglichkeit der Teilnahme an Wahlen auf kommunaler Ebene, um der geführten 
    Diskussion um einen „Gemeinde-Sozialismus“ Rechnung zu tragen. Einige 
    FFS´ler kandidierten auf kommunaler Ebene und erzielten beachtenswerte 
    Wahlerfolge wie Karl Dingler in Göppingen und Karl Preiss in Ulm. 
     
    Ein Teil der FFS-Mitglieder übernahm Funktionen in Gewerkschaften des DGB 
    und wurden Betriebsräte bei gleichzeitiger massiver Kritik an ihnen. Die 
    Gründung einer eigenständigen syndikalistischen Gewerkschaft wurde zwar 
    immer wieder vorgebracht, aufgrund der Einschätzung das ihre Verwirklichung 
    momentan unrealistisch sei, aber immer wieder verworfen. 
     
    Ein Aufruf des in der Erwerbslosenbewegung aktiven Theodor Bennek aus 
    Hildesheim im März 1951 zur „Wiedergründung der FAUD“ stieß u.a. deswegen 
    auf breite Ablehnung. (S. 335 ff.) 
    
     
    Standpunkte der FFS 
  
    
    Anders gestaltete sich die Angelegenheit zunächst in 
    Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg, wo sich die Syndikalisten auf 
    betrieblicher Ebene für die dritte von van der Linden und Thorpe genannten 
    Möglichkeiten entschieden und auf eine Wiedergründung der FAUD verzichteten. 
    Stattdessen schufen sie eine anarcho-syndikalistische Ideenorganisation, die 
    "Föderation freiheitlicher Sozialisten" (FFS), welche auch der 
    Internationalen Arbeiter-Assoziation (IAA) beitrat. Die 
    Anarcho-Syndikalisten knüpften nach 1945 nicht nur in wirtschaftlichen 
    Fragen dort an, wo sie bis 1933 weitestgehend ohne Erfolg blieben, sondern 
    auch dort, wo sie seit Ende der zwanziger Jahre die größten Erfolge zu 
    verzeichnen hatten: In der Kulturarbeit und dort im speziellen an die Gilde 
    freiheitlicher Bücherfreunde (GfB), denn "eine solche Kulturarbeit ist heute 
    in Deutschland doppelt notwendig, um Klärung zu schaffen und unsere 
    Anschauungen in breitere Volkskreise zu tragen, wo sie befruchtend beim 
    Wiederaufbau des Landes mitwirken können". Die Priorität der Arbeit auf den 
    kulturellen Bereich zu legen, bedeutete, nicht an einer 
    anarcho-syndikalistischen Gewerkschaftsform festzuhalten oder eine solche 
    wiederzubeleben, sondern eine Kulturorganisation zu gründen, bei 
    gleichzeitigem Engagement der Mitglieder auf Gemeindeebene, um ihre 
    Ansichten und Ideen beim Wiederaufbau einsetzen zu können.  
     
    Die meisten der ehemaligen FAUD- und nunmehrigen FFS-Mitglieder 
    organisierten sich gemäß dieser dritten Variante (van der Linden/Thorpe) 
    gleichzeitig in der SPD, den DGB-Gewerkschaften (was einer grundsätzlichen 
    pragmatischen Bejahung von Tarifverträgen gleichkommt), den 
    Kommunalparlamenten (keine offizielle FFS-Linie!) - und natürlich als 
    Betriebsräte, um dort "in allen verantwortlichen Stellen" als Vorbildfiguren 
    im Sinne föderalistisch-anarchistischer Ideen tätig zu sein. Wieder kann 
    hier ein Spagat in der Organisierung deutscher Anarcho-Syndikalisten 
    festgestellt werden, diesmal jedoch nicht zwischen den von van der Linden 
    und Thorpe genannten Möglichkeiten eins und zwei (wie es noch bei der FAUD 
    der Fall war), sondern zwischen eins und drei. Denn einerseits wurde die FFS 
    eigens als Ideenorganisation für die Erhaltung, Förderung und 
    Weiterentwicklung anarchistischer und syndikalistischer Bestrebungen 
    konzipiert. Auf betrieblicher Ebene wurde die eigenständige 
    anarcho-syndikalistische Organisationsform zugunsten nüchterner Tageskämpfe 
    (hier besonders in der existentiellen Versorgungsfrage der Nachkriegsjahre), 
    aber auch aufgrund eines von großen Teilen der FFS angestrebten 
    "Gemeindesozialismus" vollständig aufgegeben. Das Machtvakuum des Staates 
    und die dadurch gestiegene Bedeutung der Gemeinden beim Wiederaufbau böten 
    nach dem auf die FFS maßgeblichen Einfluß ausübenden Rudolf Rocker ein 
    ideales Betätigungsfeld für "positive Mitarbeit", wodurch auch das Recht, 
    gehört zu werden und "unsere Ansichten zur Geltung zu bringen", erworben 
    würde.  
     
    Trotz der Unterbrechung syndikalistischer Entwicklung in Deutschland 
    zwischen 1933 und 1945 durch die faschistische Diktatur des 
    Nationalsozialismus kann hier eine einheitliche und relativ gleichmäßige 
    Linie konstatiert werden, sowohl in der Haltung der Anarcho-Syndikalisten in 
    der Tarifvertrags- als auch in der Betriebsrätefrage. Die Mitglieder der FFS 
    (Föderation freiheitlicher Sozialisten) knüpften in den vierziger Jahren 
    unmittelbar an ihre mehrheitlich bejahenden Überzeugungen der dreißiger 
    Jahre an, ohne dabei ihr Ideal einer freien Gesellschaft auf föderalistisch- 
    anarchistischer Grundlage aufzugeben. Der Unterschied in den Verknüpfungen 
    der von van der Linden und Thorpe genannten Möglichkeiten eins mit zwei 
    sowie der Möglichkeiten eins mit drei ist hier rein formeller Art, nämlich 
    die Aufgabe der Reorganisation der alten FAUD zugunsten des Übertritts der 
    bedeutendsten ehemaligen FAUD-Mitglieder in andere (reformistische) 
    Organisationen unter Wahrung der Prinzipien auf ideeller Ebene in der FFS: 
    „(Es) kann davon ausgegangen werden, daß sich die Mehrzahl der 
    gewerkschaftlich engagierten FFS-ler damit abgefunden hatte, nur in den 
    ‚Zentralgewerkschaften’ zu arbeiten; die FFS dagegen aber als ihre 
    eigentliche ‚politische’ (anarchosyndikalistische) ‚Ideenorganisation’ 
    anzusehen." Zugleich blieb es das langfristige Ziel der 
    Anarcho-Syndikalisten unter den auf ihrem Wege noch zu schaffenden besseren 
    eigenen Voraussetzungen (die FFS - als Ideenorganisation - faßte lediglich 
    etwa zwischen 150 und 400 Menschen in 30 Orten - ganz ähnlich wie die FAU 
    heute) und der Veränderung der gesellschaftspolitischen Umstände mittels 
    eigenem tatkräftig-überzeugendem Einsatz in den Kommunen (auch 
    Kommunalparlamenten) und lokalen Gewerkschaftsverbänden ein erneutes 
    Gegengewicht zu den Zentralgewerkschaften und Parteien aufzubauen: „Unser 
    Ziel muß sein, unsere Ideengänge in weitestem Umfange in den bestehenden 
    Gewerkschaften zu verbreiten... Sollten sich aber örtlich oder bezirklich 
    Situationen ergeben, die eine Gründung syndikalistischer Gewerkschaften 
    notwendig erscheinen lassen, dann ist es erforderlich, daß unsere 
    Ortsföderationen ihre Pflicht erfüllen..." Die FFS sei zunächst ein 
    „Notbehelf, der sobald wie möglich dem vollendeteren Organisationsgefüge der 
    föderierten Produktions-Syndikate aller Richtungen und Arbeitsbörsen weichen 
    muß". In dieser Hinsicht spekulierten FFS-Aktive damit, daß sich ganze 
    Belegschaften, nicht zuletzt aufgrund betrieblicher 
    anarcho-syndikalistischer Überzeugungsarbeit geschlossen von den 
    Zentralgewerkschaften lösen und sich anarcho-syndikalistisch organisieren 
    würden.  
     
    Die FFS konnte zwar ihrem Anspruch auf Wahrung der Ideen des Anarchismus und 
    Syndikalismus gerecht werden, zugleich gelang es ihr weder, sie an die 
    jüngeren Generationen, noch diese ihrer eigenen strategischen und primären 
    Zielsetzung nach in den reformistischen Organisationen zu verbreiten. 
    
     
    Ende der FFS 
  
    
    Eine offizielle Auflösung der FFS hat nie stattgefunden, 
    berichtet Hans Jürgen Degen, und gibt Einblick in die Stimmung der FFS. „Die 
    FFS Protagonisten waren ausgebrannt“ (S.403) und führt dies auf die 
    „ausgebliebene Resonanz in der Nachkriegsgesellschaft“ zurück, die nach A. 
    Klönne „einen hohen Grad von Geschichtsverlust aufwiese“ den dieser auf den 
    Nationalsozialismus zurückführte. „Nicht nur Verbot, Verfolgung der 
    Organisationen der Arbeiterbewegung, sondern der NS-Staat war auch darauf 
    aus, jeder Erinnerung an den Prozeß der Emanzipation und Selbstorganisation 
    der Arbeiterschaft aus dem historischen Bewusstsein zu löschen.“ (S.404) 
    Weiterhin – so Degen – hätte sich der „im Westen Deutschlands 
    konstituierende `Wohlstandsstaat` erosiv auf die freiheitlichen Sozialisten 
    ausgewirkt. Denn die sozialistische Alternative, die die FFS aufzeigte, 
    konnte nicht attraktiv gegenüber dem sich Anfang der 50er herausbildenden 
    „Sozialstaat“ wirken. Und dessen Integrationskraft hatten die freiheitlichen 
    Sozialisten keine machtpolitische Alternativen entgegen zu setzen. Auch die 
    „revisionistische“ Form des freiheitlichen Sozialismus konnte hier nichts 
    ausrichten.“ (S.405) Nach diesen Ausführungen folgt der Blick auf den 
    weiteren Werdegang einiger Aktiver und ganzer Gruppen, wobei u.a. die FFS in 
    München bis in die 70er Jahre aktiv blieb. Im „Brockhaus“ findetsich der 
    Begriff „Syndikalismus“ noch bis in die fünfziger Jahre hinein, dann 
    verschwand er auch hier von der Bildfläche.  | 
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    Helmut Rüdiger: Theoretiker des  
     
    
    Anarcho-Syndikalismus nach 1945.  
    
    Für weitere Informationen auf das Bild klicken. 
      
      
    
      
      
    
    Ausgabe der C.N.T.-Spanien von 1977 
      
      
    
      
      
    
    Anarcho-Syndikalistische Nachkriegszeitschrift 
    von 1949 - 1953 
      
      
    
      
      
    
    Ausgabe 23 von 1951 mit Beiträgen von Rudolf 
    Rocker,  
    Augustin Souchy, Helmut Rüdiger und anderen 
      
    
      
      
    
    Mitgliedsbuch der FFS 
      
      
    
      
      
    
    Eine Grundlage des Anarcho-Syndikalismus 
      
      
    
      
      
    
    Gedichtband des Göppinger  
    Anarcho-Syndikalisten  
    
    Otto Müller, 1947 
      
    
      
      
    
    Theodor Plivier 
      
    
      
    
    Aufruf der FFS-München zu einer Veranstaltung 
    mit Fritz Linow, 1949.  
    
    Für weitere Informationen auf das Bild klicken. 
      
    
      
      
    
    1977 Neubeginn: Die Initiative Freie Arbeiter 
    Union 
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    Todes-Anzeige in der "Befreiung" (1952). Für 
    weitere Informationen auf das Bild klicken. 
      
      
    
      
      
    
    Arbeiteraufstand im "Arbeiterparadies", 1953 
      
      
    
    
      
      
    
    "Gangster und Pinkerton-Methoden der SED".
     
    
    Für Textansicht auf das Bild klicken.  | 
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    Reorganisation, Verfolgung und Ermordung von 
    AnarchosyndikalistInnen in der SBZ und der DDR 
    
     
    Ein großes Plus an Degens Buch ist die bisher am gründlichsten recherchierte 
    Beschreibung und Veröffentlichung zur Situation der Libertären in der SBZ 
    und der DDR. In seinem Exkurs dazu beschreibt er die politischen Bedingungen 
    die eine offene Betätigung durch die Kommunisten unmöglich machte. Er 
    definiert „3 Tendenzen libertären Verhaltens“. „Erstens diejenigen 
    Libertären, die versuchten, sich relativ offen wieder zu organisieren und 
    sich damit auch offen gegen das kommunistische Regime stellten; zweitens die 
    Libertären, die mit dem kommunistischen System zwar paktierten, aber 
    versuchten, hier Libertäres einzubringen; drittens arrangierte und 
    identifizierte sich ein vermutlich kleiner Teil der Libertären völlig mit 
    dem Regime“. (S.182) 
     
    Zu den wenigen bekannten Köpfen des Wiederaufbaus der 
    anarcho-syndikalistischen Bewegung in der SBZ und späteren DDR gehört der 
    Illmenauer Fritz Heller, der für seine Tätigkeit 1968 zu 25 Jahren Haft 
    verurteilt wurde, wovon er 5 ¼ Jahre im KZ Bautzen verbringen musste, bevor 
    er es schaffte nach Frankfurt/M. zu gelangen. Der Metallarbeiter Willi 
    Jelinek aus Zwickau richtete eine Informationsstelle ein, von der aus über 
    Rundschreiben Kontakte hergestellt wurden. „In Sachsen sollen sich daraufhin 
    fünf oder sechs Gruppen gebildet haben.“ (S.183) In Dresden war der 
    Anarchosyndikalist Walter Reede aktiv und der Ostberliner Rudolf Ludwig war 
    Verbindungsmann der FSS in den Westen. 
     
    1948 tagte in Leipzig eine „Konferenz der libertären Bewegung“, deren 
    Durchführung von einem Spitzel verraten wurde und die Verhaftung aller 
    TeilnehmerInnen zur Folge hatte.1949 kam es zu zwei Verhaftungswellen gegen 
    AnarchistInnen und AnarchosyndikalistInnen durch das kommunistische Regime. 
    Anfang 1949 wurden über 100 GenossInnen verhaftet und im September über 170 
    „vornehmlich der vor 1933 existierenden Gruppen Kommunistische 
    Arbeiterpartei und Syndikalisten...verhaftet. Die Opfer der SED-Justiz 
    wurden oft zu 25 Jahren Zuchthaus verurteilt. Viele von ihnen inhaftierte 
    man in den ehem. Nazi-KZ´s und in Bautzen. „Bewacher“ waren meist „Russen, 
    größtenteils aber deutsche Volkspolizei, die sich nur in der Uniform von 
    Hitlers SS unterscheidet.““ (S.193). Und Anfang 1950 saßen „dreißig 
    freiheitliche Sozialisten ..seit weit einem Jahr wieder im KZ 
    Oranienburg-Sachsenhausen“. (S.194). In Bautzen wurde der Anarchosyndikalist 
    Willi Jelinek ermordet. 
     
    Die Reaktion der westdeutschen GenossInnen war die Bildung von 
    Unterstützungsgruppen für die Verfolgten und die Information der 
    Öffentlichkeit über das totalitäre Vorgehen der Kommunisten im Osten. In 
    Publikationen und Diskussionen wurde die Gleichartigkeit der Struktur von 
    Nationalsozialismus und Bolschewismus analysiert und die „Vereinigung der 
    Verfolgten des Naziregimes“ (VVN) (heute VVN-BdA) scharf angegriffen, da sie 
    die Existenz von KZ´s in der SBZ/DDR und die Verfolgung freiheitlicher 
    Sozialisten leugnete. Der Berliner Otto Reimers formulierte dies in einem 
    Beitrag in der „Freien Gesellschaft“: „..wurdet ihr VVN-Kameraden nicht auch 
    einst in die Hitler KZ´s als Staatsfeinde eingewiesen? Wir Sozialisten 
    wissen dass sich in den Ostzonen KZ´s heute Sozialisten befinden, die auch 
    unter Hitler im KZ schmachteten und ihr (VVN) schweigt dazu.“ (S.194) 
     
    In einer Resolution des 2. FFS-Kongresses 1948 in Nieder-Berbach/Mordach 
    formulierten die GenossInnen als Grundkonsens: “gegen jede Art autoritärer 
    Bevormundung, gegen die bürokratische und zentralistische Entartung der 
    Demokratie, gegen den Faschismus und insbesondere gegen den totalen Staat in 
    Gestalt des als Diktatur des Proletariats verschleierten roten Faschismus 
    und der sogenannten Volksdemokratien ... Die FFS (Deutschlands) bekennt sich 
    zur Sache des Friedens und der Völkerverständigung ... sie ist vor allem 
    entschlossen, das weitere Vordringen des bolschewistischen Totalitarismus in 
    Europa verhindern zu helfen.“ (S.331)  | 
   
 
  
  
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    Syndikalismus international 
  
    
     
    Innerhalb der IAA führten die unterschiedlich eingeschlagenen Wege der 
    einzelnen Sektionen, flankiert von faschismusbedingten Verbotsverfügungen, 
    beispielsweise in Deutschland (1933), Spanien (1939) oder Italien (1922), in 
    den folgenden Jahrzehnten zu den wohl unvermeidlichen Symptomen von 
    Mißtrauen, Spaltungen, Austritten, bzw. Ausschlüssen. Während sich aktuell 
    zumindest auf europäischer Ebene neue syndikalistische Gewerkschaften in 
    Abspaltung von den verbliebenen IAA-Sektionen formieren und neue Wege 
    beschreitend anwachsen (z.B. die "Confederation Nationale du Travail" (CNT-Frankreich-"Vignoles") 
    oder die Majorität der "Unione Sindacale Italiane (USI-Italien), befinden 
    sich die IAA-Sektionen, wie die "Confederacion National del trabajo" (CNT-Spanien) 
    oder die "Confederation Nationale du Travail" (CNT-Frankreich-"Bordeaux"), 
    in jahrelang anhaltender Agonie. Wieder andere Organisationen mit 
    syndikalistischer Wurzel und postulierten "syndikalistischen Zielsetzungen" 
    (Hans Jürgen Degen), wie etwa die "Sveriges Arbetares Centralorganisation" 
    (SAC-Schweden), welche im Jahre 1957 aus der IAA austrat oder die "Confederacion 
    General del Trabajo" (CGT-Spanien) als Abspaltung der CNT können als offen 
    reformistisch eingeschätzt werden. Damals wie heute besitzen diejenigen 
    syndikalistischen Organisationen am meisten Anziehungskraft, welche es 
    verstehen, zwischen anarchistischen Prinzipien und aufoktroyierten 
    Sachzwängen mittels hoher Flexibilität das jeweils richtige Maß zu finden 
    und bei bleibender ideeller Prinzipientreue jeglichen Dogmatismus abzulegen. 
    Gelang es der FAUD auf diese Weise, sich zu stabilisieren, verzeichnen 
    einige der oben genannten syndikalistischen Organisationen auf diese 
    undogmatische Weise aktuell ein teilweise rasantes Anwachsen ihrer 
    Mitgliederzahlen (in Paris stellen die Syndikalisten der CNT "Vignoles" im 
    Jahre 2000 die meisten Teilnehmer auf der revolutionären 1. Mai 
    Demonstration vor den kommunistischen Organisationen).  
     
    Passend dazu stehen die Aussagen bezüglich der IAA seitens der Deutschen 
    Nachkriegsanarchosyndikalisten A. Leinau und August Kettenbach. Ersterer 
    konstatierte hinsichtlich des Beharrens der IAA auf dem ersten Möglichkeit 
    (van der Linden/ Thorpe), "daß mit dem Ableben der alten F.A.U.D. auch die 
    I.A.A. ihre Bedeutung verloren hat. Was wir brauchen ist eine 
    Internationale, welche lebendig ist und jedem Land und seiner Mentalität 
    gerecht wird." Kettenbach sah die IAA "zum Abtreten verurteilt, denn sie ist 
    nur noch ein Erinnerungsstück". Da die IAA in einem Dogmatismus erstarre, 
    welcher den jeweiligen Entwicklungen in den einzelnen Ländern nicht Rechnung 
    trage, sah die deutsche Sektion FFS in ihr keine Zukunft mehr und trat schon 
    im Jahre 1952 wieder aus. Aus demselben Grunde verließ fünf Jahre später 
    auch die SAC, als wohl einzige funktionierende und ernstzunehmende 
    Gewerkschaftssektion die IAA. In ihrem pragmatischen Reformismus kamen sich 
    die SAC und die FFS sehr nahe, verfaßte Rudolf Rocker doch nicht nur die für 
    die FFS entscheidende Schrift von den "...Möglichkeiten einer 
    anarchistischen und syndikalistischen Bewegung...", sondern 1952 auch die 
    Prinzipienerklärung für die SAC. Der Unterschied zur FFS bestand darin, daß 
    die SAC weiterhin an ihrer gewerkschaftlichen Organisationsform festhielt - 
    reformistische Interessenorganisation und revolutionäre Ideenorganisation 
    auch organisatorisch miteinander verbunden wissen wollte.  
     
    Der Syndikalismus und seine historische Bedeutung in Deutschland 
  
    
    Wenn gleich ich hoffe, die Bedeutung der Inhalte des 
    Anarcho- Syndikalismus bereits hinreichend dargestellt zu haben, möchte ich 
    doch noch folgendes anfügen: 
     
    Nehmen wir die rein mengenmäßige Stärke zur Grundlage einer Beurteilung über 
    die Bedeutsamkeit des Anarcho- Syndikalismus in Deutschland, so können wir 
    konstatieren, dass die FAUD mit kurzweilig bis zu 150.000 Mitgliedern über 
    eine Massenbasis verfügte. Stellen wir diese Anzahl einmal anderen 
    Arbeiterorganisationen zur selben Zeit gegenüber, müssen wir jedoch 
    feststellen, dass sie auch zu ihrer besten Zeit weit abgeschlagen hintenan 
    stand. Die rätekommunistischen marxistischen Organisationen, wie auch die 
    Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine lagen bei mehreren Hunderttausenden, die 
    christlichen Gewerkschaften vereinigten über einer Million Mitglieder und 
    der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund (ADGB) erreichte knapp die 10 
    Millionen-Grenze. Die FAUD hatte auch nach eigener Einschätzung zu keiner 
    Zeit das Ziel erreicht, auf betrieblicher Ebene reichsweit eine bedeutende 
    Rolle zu spielen. In dieser Hinsicht bliebe nur noch anzumerken, dass es auf 
    internationaler Bühne ein gutes Beispiel für eine anarcho-syndikalistische 
    Umgestaltung der Gesellschaft gegeben hatte, nämlich infolge der Spanischen 
    Revolution im Jahre 1936. Warum beschäftigen sich also immer noch Menschen 
    mit diesem Thema? Zunächst einmal fällt bei Forschungsarbeiten auf, dass im 
    Gegensatz zu heute der Syndikalismus bei proletarischen Zeitgenossen 
    überwiegend bekannt gewesen ist. Das macht stutzig bei einer so kleinen 
    Organisation, zumal es damals im Vergleich zu heute an Massenmedien 
    weitgehend mangelte. Es wird an ihrer konsequenten Kriegsgegnerschaft 
    gelegen haben, an ihrer unermüdlichen Agitation vor dem 1. Weltkrieg, dass 
    sie bei vielen enttäuschten Sozialdemokraten in Erinnerung blieben und schon 
    in den ersten Nachkriegsmonaten diesen Zulauf verzeichnen konnten. Die 
    Zeitungen von Arbeiterparteien und Zentralgewerkschaften sind voll mit 
    Warnungen und Verunglimpfungen syndikalistischer Organisationen. Die 
    Funktionäre der sozialpartnerschaftlichen Verbände hatten, so ließt es sich, 
    den Syndikalismus, das „französische Gewächs“, als Gespenst vor Augen. In 
    ihrem Kampf gegen jede Form von Arbeiterselbstorganisation hielten die 
    Funktionäre fest zusammen. Das bedeutet nichts anderes, als dass der 
    Syndikalismus in den deren Augen offenbar über reelle Einflussmöglichkeiten 
    verfügen konnte. Daneben fällt der unerbittliche Kampf auch auf 
    Betriebsebene gegen jede Form eigenständiger Organisierung von Arbeitern 
    auf. Die Zentralverbändler gingen sogar soweit, gegen ihre syndikalistischen 
    Kollegen für deren Entlassung in den ansonsten viel geschmähten Streik zu 
    treten. 
     
    Auch dem „Organ der Arbeiter- und Soldatenräte Deutschlands“, dem 
    „Arbeiter-Rat“, blieb in den Revolutionsjahren 1919/20 die syndikalistische 
    Arbeiterbewegung nicht verborgen. Ganz im Gegenteil sahen sich die 
    sozialdemokratischen Arbeiterräte in ihrer Reichszeitung dazu angehalten, 
    die „Arbeiter Unionen“ als ein „neues Geschwür der Arbeiterbewegung“ zu 
    titulieren. Nach eingehenden Quellen soll die Anzahl der an der 
    Märzrevolution beteiligten Syndikalisten über 40 % betragen haben. Ihr Kampf 
    findet sich dann z.B. beschrieben bei Erhard Lucas oder Hans Marchwitza. Die 
    Politische Polizei der Weimarer Republik subsumierte die Syndikalisten nicht 
    unter kommunistische Organisationen, wie bei vielen Historikern und anderen 
    „Wissenschaftlern“ üblich, sondern gab ihr einen eigenständigen Status. In 
    den zu Beginn der Republik angelegten Lichtbilddateien befanden sich gleich 
    unter den ersten registrierten Personen auch Syndikalisten neben 
    „Berühmtheiten“ wie Kurt Tucholsky oder Walter Ulbricht. Desweiteren ist 
    darauf hinzuweisen, dass die syndikalistische Bewegung oder zumindest Teile 
    von ihr auch in prominenten Kreisen nicht nur bekannt war, sondern teilweise 
    auch für unterstützenswert erachtet wurde. So spendeten beispielsweise die 
    bekannten Frauenrechtlerinnen Helene Stöcker und Anita Augspurg über den 
    Sammelfond der FAUD für das Landauer- Denkmal in München. Stöcker sprach auf 
    Veranstaltungen der Gilde freiheitlicher Bücherfreunde und ihre Texte wurden 
    im Organ des syndikalistischen Frauenbundes publiziert. Von 
    syndikalistischer Seite wurde ihr zugesprochen als „einer uns in vielen 
    Dingen nahestehenden, sympathischen Kämpferin“. Kein anderer als der 
    Schauspieler Alexander Granach gab den Aktiven Erich Mühsam und Rudolf 
    Rocker Geld, womit diese die Ausreise von Durruti und Ascaso, den beiden 
    späteren Hauptakteuren der Spanischen Revolution, finanzierten, welchen sie 
    aktive Fluchthilfe leisteten. Auch der zur Legende gewordene Nestor Machno 
    (Anführer der „Machno-Bewegung“ in der Ukraine) kam als Flüchtling bei 
    Rudolf Rocker unter. Im Auftrage deutscher Militärs verfasste der Begründer 
    der Soziologie, Max Weber, einen längeren Aufsatz zu Syndikalismus und 
    Antimilitarismus, wo er deren Anhänger als konsequenteste Kriegsgegner 
    bezeichnete. Sogar Lenin erwähnt in „Staat und Revolution“ die 
    syndikalistische Bewegung (in Deutschland) in einem Atemzug mit führenden 
    Arbeitervertretern, wie Karl Legien, welchen er für das Erstarken der von 
    ihm selbst ungeliebten syndikalistischen Bewegung, den „leiblichen Bruder 
    des Opportunismus“, verantwortlich machte. Von selber versteht es sich, dass 
    den Bohemiens, wie beispielsweise Ernst Toller, Oskar Maria Graf oder Erich 
    Mühsam die Bewegung nicht nur bekannt gewesen ist, sondern Mühsam, gut 
    befreundet mit Rudolf Rocker, noch im Jahre 1933 in die FAUD eintrat. Auch 
    der bekannte Maler und Gründer der Künstlersiedlung „Barkenhoff“ in 
    Worpswede bei Bremen, Heinrich Vogeler, stand der anarchistischen und 
    syndikalistischen Bewegung sehr nahe und bot ihnen eine Heimstätte. Es nimmt 
    nicht weiter Wunder, dass der „Herodot“ der Geschichte der Anarchie, Max 
    Nettlau, in gleichfalls engem Kontakt zur Bewegung stand und keine andere 
    als die berühmte Schriftstellerin Ricarda Huch von ihm die Materialien für 
    ihre Bakunin-Biographie erhielt.  
     
    Der deutsche expressionistische Schriftsteller Carl Einstein lernte die 
    Bewegung zwar erst später kennen, aber kämpfte nach für ihn überzeugenden 
    Begegnungen mit deutschen Anarcho-Syndikalisten im Spanischen Krieg in der 
    Kolonne Durruti und legte über seine Erfahrungen dort wunderbares Zeugnis 
    ab. Sein Namensvetter Albert Einstein kam genauso wie Thomas Mann in den 
    Genuss des wohl bedeutendsten geschichtsphilosophischen Werkes aus der 
    Bewegung, Rudolf Rockers „Entscheidung des Abendlandes“, und beide 
    überhäuften sich förmlich mit Komplimenten. Die führenden Anarcho- 
    Syndikalisten, wie Rocker oder Augustin Souchy waren vor allem nach dem 2. 
    Weltkrieg beliebte Vortragsredner an Universitäten. Apropos Universität: 
    Noch bevor die Philosophin Hannah Arendt Universitätsluft schnupperte, 
    formulierte die syndikalistische Bewegung aus der Praxis heraus und mittels 
    eines guten internationalen Korrespondentennetzwerkes eine Art 
    „Totalitarismustheorie“, die sich gewaschen hat, voran Emma Goldman, Rudolf 
    Rocker oder Alexander Schapiro. Auch nahmen politische Karrieristen, 
    darunter spätere Bürgermeister und Landtagsabgeordnete ihren engagierten 
    Anfang in und bei der syndikalistischen Bewegung, wobei der bekannteste 
    unter ihnen es bis zum Fraktionsvorsitzenden der SPD bringen sollte: Herbert 
    Wehner. Rudolf Steiner möchte ich hier gar nicht vorenthalten: Das 
    revolutionäre Nachkriegsklima versuchte auch der Begründer der 
    Anthroposophie für seine Zwecke zu nutzen. So sprach er in vielen Fabriken, 
    vor allem Süddeutschlands, zum Thema „Dreigliederung des sozialen 
    Organismus“ zur Arbeiterschaft und strebte nach einer erfolgten 
    gesellschaftlichen Umwälzung einen möglichen Posten im Kultusministerium an. 
    Hierbei wandte er sich im besonderen an die syndikalistische Bewegung und 
    stellte die Gemeinsamkeiten beider Bewegungen heraus. Auch gab es gemeinsame 
    Veranstaltungen. Nachdem er von den Syndikalisten einen Korb bekommen hatte, 
    wandte er sich beleidigt von diesen ab und vermögenderen Kreisen zu, um 
    seine „geistvollen Sozialvorstellungen“ verwirklichen zu können.  | 
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    Logo der Internationalen Arbeiter Assoziation 
      
      
    
      
      
    
    Demonstration der CNT in Madrid: 1.Mai 2008 
      
      
    
      
      
    
    Demonstration der SAC-Göteborg am 1.Mai 2008 
      
      
    
      
      
    
    Unvergessen: Nicola Sacco und Bartolomeo 
    Vanzetti.  
    1927 hingerichtet. Für weitere Informationen Bild anklicken. 
      
    
    
      
      
    
    Der Anarchist Herbert Wehner : "Zurück zu 
    Bakunin!". Für weitere Informationen Bild anklicken. 
      
    
      
      
    
    Helene Stöcker: Eine Pionierin der 
    Frauenbewegung. Für weitere Informationen auf das Bild klicken. 
      
      
    
      
      
    
    Max Weber über Syndikalismus.  
    
    Für weitere Informationen auf das Bild klicken. 
      
      
    
    
      
    
    Begehrter Redner überall: Augustin Souchy.
     
    
    Für weitere Informationen auf das Bild klicken. 
      
      
      
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    FAU-Plakat, Mitte der 1980er Jahre 
      
    
    
      
      
    
    1. Arbeitsgrundlage der Initiative FAU-IAA, 70er 
    Jahre. Für weitere Informationen auf das Bild klicken. 
      
      
    
      
      
    
    "Direkte Aktion" - Organ der Initiative FAU-IAA, 
    1977  | 
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    Die FAU-IAA seit 1977 
  
    
    Durch die StudentInnenbewegung 1968-69 und die kleinere 
    SchülerInnen- und Lehrlingsbewegung waren in der BRD einige Menschen auf den 
    Anarchismus und den Anarcho-Syndikalismus aufmerksam geworden. Durch "Alt-GenossInnen" 
    kamen sie in Kontakt mit GenossInnen der spanischen CNT die in der 
    Bundesrepublik im Exil lebten. Zusammen mit diesen gründeten sie 1977 die 
    "Initiative Freie Arbeiter Union" (I-FAU) in Köln. Die I-FAU entwickelte 
    sich in den ersten Jahren nur sehr schwach und hatte in der Folgezeit eine 
    Vielzahl an internen Diskussionen über die gewerkschaftliche Ausrichtung und 
    ihre Strategie. 1980 kam es zu einem Richtungsstreit durch welchen sich vier 
    Ortsgruppen abspalteten und unter dem Namen FAU einen autoritären 
    Kommunismus propagierten. "Es waren Gruppen, die Vorzugsweise aus Anti-Imps 
    und Guerilla-Fans bestanden, die versuchten die FAU für sich zu 
    instrumentalisieren. Nach kurzer Zeit benannten sie sich um in FAU/R 
    (Rätekommunisten) und verschwanden nach zwei Jahren in der Versenkung". 
    Nachdem sich bis 1983 eine Reihe neuer Ortsgruppen bildeten, beschloss der 
    I-FAU-Bundeskongress 1983 das Kürzel "I" aus dem Namen zu streichen. 1991 
    verließen Vertreter des Syndikalistischen Flügels auf dem Bundeskongreß in 
    Moers die Organisation, aufgrund der neuen Prinzipienerklärung die ihnen zu 
    "anarchistisch" war. Die FAU befand sich nämlich noch immer im gleichen 
    Dilemma, wie die beiden Vorläuferorganisationen FAUD und FFS. Mehrheitlich 
    wurde und wird die Einflußnahme über Betriebsräte und Tarifverträge 
    kategorisch abgelehnt. Ein revolutionärer Pragmatismus, wie er in der 
    zweiten Hälfte der zwanziger Jahre von der FAUD und nach 1945 von der FFS 
    praktiziert worden ist, unterlag hier gut gehüteten basisdemokratischen 
    Prinzipien. Nach dem Niedergang des "realen Sozialismus" konnten auch die 
    bis dahin von der SED unterdrückten und verfolgten AnarchosyndikalistInnen 
    und AnarchistInnen in der DDR nach 40 Jahren wieder offen auftreten. Einige 
    von ihnen gründeten 1990 die FAU der DDR, die sich im August 1991 mit der 
    westdeutschen FAU zusammenschloß. Nach 1987 gab es 1993 zum zweiten Mal die 
    "Libertären Tage" in Frankfurt/Main. Die "Libertären Tage" waren ein 
    bundesweites Treffen von Menschen aus der anarchistischen Bewegung, an deren 
    Vorbereitung sich auch die Frankfurter FAU Ortsgruppe maßgeblich beteiligte. 
    Insgesamt nahmen über 3000 Menschen an diesem Großereignis teil. Die FAU 
    führte 4 Veranstaltungen, u.a. zum gewerkschaftlichen Kampf, zu Bildung und 
    Erziehung ohne Herrschaft sowie zum Komplex Antifaschismus durch. Auf den "Libertären 
    Tagen" lernten viele Leute die FAU das erstemal kennen; einige traten ihr 
    anschließend bei. Bis 1995 war in der FAU eine relativ hohe Fluktuation von 
    Mitgliedern festzustellen, in der Regel waren viele Neueingetretene nach 2 
    Jahren wieder ausgetreten. Das lag zum einen am Fehlen einer anarchistischen 
    Organisation, in der sich GenossInnen wiederfinden konnten, die mit dem 
    anarchosyndikalistischen Ansatz möglicherweise z.T. aufgrund ihrer 
    Lebenssituation und/oder ihrer politischen Schwerpunkte nicht zufrieden 
    waren sowie an der Suche vieler GenossInnen nach verbindlichen Strukturen. 
    Die Rolle und Bedeutung der FAU-IAA beschrieb Wolfgang Haug 1997 im 
    „Schwarzen Faden" (Nr. 61) folgendermaßen: „Sie (die FAU) wollte in erster 
    Linie eine Gewerkschaftsorganisation sein, aber als 
    Gewerkschaftsorganisation konnte sie ihren Mitgliedern bislang nichts 
    anbieten. Es blieb bei einer Ideenorganisation (...) Eine Ideenorganisation, 
    die die verschiedenen Strömungen des Anarchismus aufnimmt und ihnen einen 
    organisatorischen und politischen Rahmen verpasst, wollte die FAU nie sein, 
    obwohl ihr historisch genau diese Rolle zufiel, weil es keinen anderen 
    ernstzunehmenden anarchistischen Organisationszusammenhang gab. (...) 
    Gewerkschaftsarbeit (Betriebsarbeit, ohne wirkliche Verankerung in den 
    Betrieben) oder Organisierung anarchistisch gesinnter Individuen und damit 
    Ausrichtung der politischen Arbeit an den Sozialen Bewegungen. In dieser 
    Gespaltenheit haben sich x- GenossInnen folgenlos aufgerieben."  
     
    Seit 1995/96 wächst die FAU an. Quantitativ und vor allem auch Qualitativ 
    hat sich viel in der FAU bewegt. Zu den bundesweiten Aktionen die die FAU in 
    der Vergangenheit durchgeführt hat, gehören u.a. die Solidarität mit 
    britischen Bergarbeitern in den 80´er Jahren, der Boykott der Firma 
    Laura-Ashley ebenfalls in den 80´er Jahren. In der letzten Zeit gab es 
    Aktionen in Solidarität mit den indigenen Kaffebauern in Mexiko gegen ihre 
    Ausbeutung und den Vertrieb von Kaffee der Firma "Lebensbaum". In Hamburg 
    kämpft(e) die FAU für den Erhalt des "Hafenkrankenhauses" und beteiligte 
    sich an der Besetzung desselben. Darüberhinaus arbeiten die FAU-Gruppen auf 
    lokaler und regionaler Ebene an einer Vielzahl von Themen. FAUistas sind 
    aktiv in der antifaschistischen Bewegung, bei sozialen Kämpfen, gegen 
    Frauenverachtung und Sexismus und für das Selbstbestimmungsrecht der Frau in 
    allen Lebensbereichen. Darüberhinaus beteiligen sich etliche FAUistas im 
    kulturellen Bereich, arbeiten an Freien Radios mit oder sind in der 
    internationalistischen Solidaritätsbewegung aktiv (z.B. in Unterstützung für 
    den Aufstand der Indigenas in Chiapas/Mexiko, der Unter-stützung der 
    revolutionären anarchistischen und Frauen-Bewegung in Uruquay etc.)  | 
   
 
  
  
    | 
     
    FAU Aktuell 
      
    
    Die FAU hat keine bezahlten Funktionäre, die 
    Ortsvereinigungen arbeiten in völliger Autonomie auf Grundlage der Statuten 
    und der Prinzipienerklärung. Koordinierende Gremien sind die 
    "Geschäftskommission" die den Mitgliederrundbrief herausgibt und die 
    bundesweite Arbeit koordiniert, sowie die Regionalkoordinationen für die 
    vier Regionen. Nord, Süd, Ost und West. Einmal im Jahr findet der 
    Bundeskongreß statt, daneben gibt es eine Vielzahl von Delegiertentreffen zu 
    bestimmten Themen, die die Gesamtorganisation betreffen. Beschlüsse werden 
    per Referendum gefaßt nach dem Grundsatz "Ein Mitglied, eine Stimme". Die 
    FAU versteht sich nach aktueller Darstellung gleichermaßen als 
    Hilfsorganisation, Bildungsplattform und als klassenkämpferische 
    Gewerkschaft mit starker internationaler Ausrichtung auf dem Weg zu einer 
    freien Gesellschaft. Die Gewerkschaft richtet sich an der konkreten Praxis 
    und an den Arbeits- und Lebensbedingungen ihrer Mitglieder aus. So wird alle 
    Theorie stets an der Praxis gemessen, bleibt somit nicht abstrakt, sondern 
    orientiert sich an den Bedürfnissen aller Organisierten. Die etwa 40 
    Ortsvereinigungen und Syndikate der FAU sind aktiv in Betrieben, im 
    Erwerbslosenbereich, an Universitäten und an Schulen. Sie führen 
    Arbeitskämpfe, treiben ausstehende Löhne ein oder helfen gegen 
    Ämterschikane. Die Hilfe ist konkret. Gemeinsame Erfahrungen werden 
    ausgewertet und Strategien erarbeitet. Hilfsmittel dazu sind Webseiten (www.fau.org, 
    wie auch zahlreiche Lokalpräsenz), das Bundesorgan „Direkte Aktion“, wie 
    auch diverse Lokalzeitungen, ein Mitgliederrundbrief, eine umfangreiche 
    Vernetzungsstruktur, Regional- und Bundestreffen oder auch 
    Delegiertentreffen zu bestimmten Aufgaben. Die FAU legt großen Wert auf die 
    Selbstdisziplin, Eigenverantwortlichkeit, Selbständigkeit, Verbindlichkeit, 
    Kontinuität und Ausdauer ihrer Mitglieder.  | 
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    1. Mai 2007, Berlin 
      
    
      
      
    
    Werksgelände "Strike-Bike": Nordhausen, 2007  | 
   
 
  
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